Eine Zukunft für die Merseburger Straße

Die Merseburger Straße ist eine der wichtigsten Nord-Süd-Verkehrsachsen in Halle. Sie verbindet den Süden der Stadt und das südliche Umland mit dem Zentrum und dem Hauptbahnhof sowie den Zubringern zur A9 und A14. Ausgerichtet ist sie mit ihrer Vierspurigkeit vor allem auf die Bedürfnisse des Automobil- und Lastwagenverkehrs – einzig das über weite Strecken vorhandene eigene Gleisbett für die Straßenbahn lässt verkehrspolitische Alternativen sichtbar werden.
Die Existenz als Durchgangsstraße hat ihren Preis: Lärm und Abgase, an den Rand gedrängte FußgängerInnen und FahrradfahrerInnen, leere Wohnungen und aufgegebene Gewerberäume. Hinzu kommt die schlechte bauliche Substanz von Fuß- und Radwegen und der Straße selbst. Die aktuelle Diskussion über die Brückenerweiterung am Bahnhof Rosengarten zur Erhalt der Vierspurigkeit zeigt die Notwendigkeit, über neue Perspektiven für die Merseburger Straße nachzudenken.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen, dass anstehende Entscheidungen dafür genutzt werden, der Merseburger Straße eine neue Zukunft zu geben. Der Verkehrsraum muss so gestaltet werden, dass die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer berücksichtigt werden, denn das Leitbild der 1970er Jahre einer autogerechten Stadt hat auch in Halle ausgedient. Konkret fordern wir:

  • Bei Sanierungen und Umbaumaßnahmen muss der vorhandene Bedarf anhand aktueller und prognostizierter Verkehrszahlen berücksichtigt werden. Die perspektivische Fertigstellung der Osttangente als Hauptentlastungsstraße (HES) für die Merseburger Straße wie auch die sinkenden Bevölkerungszahlen in Stadt und Umland müssen dazu führen, dass der Status Quo in Frage gestellt wird.
  • Eine durchgängige Vierspurigkeit der Merseburger Straße ist nicht notwendig, um den vorhandenen wie den prognostizierten Verkehr aufzunehmen. Selbst die aktuellen Belegungszahlen zeigen deutlich, dass der Verkehr mit einer (ggf. überbreiten) Spur flüssig funktioniert. Mit der Fertigstellung der Osttangente werden die Verkehrszahlen deutlich sinken.
  • Das vom Stadtrat beschlossene und von Bund und Land bewilligte Stadtbahnprogramm zur Beschleunigung des ÖPNV muss in der Merseburger Straße konsequent umgesetzt werden. Hierzu gehören auch sichere und barrierefreie Haltstellenbereiche. Nicht benötigte Fahrspuren müssen hier für eine höhere Qualität im ÖPNV aufgegeben werden.
  • Den breiteren Bau der Bahnüberführung am Bahnhof Rosengarten zum Erhalt der Vierspurigkeit lehnen wir ab,  denn diese Forderung ignoriert die Verkehrsbelegung der Merseburger Straße und  die dadurch entstehende Kostenbelastung für die Stadt.
  • Bei einer Aufgabe der zweiten Fahrspur pro Richtung soll die Befahrbarkeit des Gleisbereiches für Rettungsfahrzeuge – wie z.B. in der Reilstraße und in der Ludwig-Wucherer-Straße – möglich sein.
  • In Kreuzungsbereichen muss die Mehrspurigkeit für Abbiegespuren geprüft werden.
  • Die Reduzierung des überdimensionierten Verkehrsraums muss für Attraktivitätssteigerungen genutzt werden: Der gewonnene Platz muss für sichere und gut ausgebaute Radfahrstreifen (sog. Fahrradspuren), eine durchgängige Begrünung mit Straßenbäumen und einer erhöhten Zahl von Parkplätzen genutzt werden.
  • Es muss das Mögliche getan werden, um die Belastungen der Bevölkerung mit Lärm und Schadstoffen zu senken. Der Umbau der Merseburger Straße zu einer einspurigen Allee mit breiten Fußwegen und Fahrradstreifen reduziert diese Belastungen und schafft ein Umfeld, in dem das Wohnen in diesem Bereich wieder attraktiver wird. Attraktive innerstädtische Wohnlagenführen zu mehr Gebäude- und Wohnraumsanierungen und ermöglichen auch eine stärkere gewerbliche Ansiedlung.
  • Positive Beispiele, wo solche Entwicklungen  in Halle schon gelungen sind, sind die Reilstraße und die Ludwig-Wucherer-Straße.

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